[Mi, 12.9. und Do, 13.9] Morgens gegen halb 9 stehe ich am Bahnsteig in Augsburg Hbf. Ich empfange Franz, der über Nacht von Hamburg anreist, mit nächtlichem Umsteigen in Köln. Nach einer 4-wöchigen Busreise über den Balkan bis Istanbul möchte er noch die letzten 2 Etappen von Augsburg nach München und Ottobrunn mitfahren. Uli, meine Mitfahrerin vom Vortag, hat ihm kurzfrist ihr Fahrrad für die Tour angeboten, da in der Bahn kein Fahrradplatz mehr frei war.. Sie bringt uns zum Frühstück in ihre Wohnung. In Ruhe gesättigt beraten wir die Strecke und entscheiden spontan, dass wir die erste Etappe in Inning im Ammersee enden lassen möchten. Für den nächsten Tag sind wir ohnehin flexibel, da der weitere Mitfahrer für die letzte Etappe leider abgesagt hat.
Der vorhergesagte Dauerregen kündigt sich mit einer dicken Wolkendecke an, verschont uns dennoch den ganzen Tag. Das kühlere und schattigere Wetter ist mir eine willkommene Erfrischung nach der heißen Tour über den Donau-Ries.
Noch in Augsburg begleitet uns für einige Kilometer ein netter Herr, der uns mit einem offenherzigen ‚Shalom‘ begrüßt. Wir plaudern wechselseitig über unsere Missionen, er eher religiös orientiert, wir für das universelle Grundeinkommen.
Über Landstraßen und kleine Dörfer kommen wir gut voran. Den Landkreis Fürstenfeldbruck durchfahren wir nur am Rande. Mehrfach zeigen uns breite, unbewachte Kürbisauslagen am Straßenland eine Fülle, die die Verweigerung von Einkommen, die jeder zum Leben braucht, als absurd entlarvt. Die Kühle und die Strecke bieten jedoch kaum Gelegenheiten das Grundeinkommen unterwegs ins Gespräch zu bringen.
Schon vor vier sind wir in Inning und lassen den Tag ruhig mit einem Spaziergang am See ausklingen. Dort zieht ein einsamer Surfer unsicher seine Kurven bei Wind und Wellengang, wie ein Mensch, der sich gerade sein Leben mit Bedingungslosem Grundeinkommen neu einrichtet.
Am letzten Tag der Reise machen wir einen leichten nördlichen Schlenker, obwohl wir Ottobrunn ohne Weg über das Münchener Zentrum ansteuern möchten. In Gilching und Germering hinterlassen wir einige Zeit und etliche Flyer in den Briefkästen von Reihen- und Mietshäusern. Wieder mal treffen wir auswärtige Spaziergänger, diesmal im Forstenrieder Park, die gegenüber der Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens schnell aufgeschlossen sind. Menschen im Urlaub sind halt leichter anzusprechen. Nach meinem Eindruck öffnet man sich in selbstbestimmter Zeit eher neuen Ideen, da die Ängste der Erwerbsabhängigkeit weniger präsent sind.
Damit das Grundeinkommen die Isar überquert, müssen wir kurze, enge Serpentinen erst zügig hinab, dann wieder schwergängig hinauf fahren. Wie beim Weg zum Grundeinkommen: Innerlich kann man sich schnell von sichtbaren Missständen distanzieren, wie man zuweilen am Klagen und Lamentieren erkennt. Die Erringung des Neuen erfordert jedoch einige Kraft und Ausdauer.
Der steile Anstieg aus dem Isartal ist wohl der letzte vor Ottobrunn. Für die letzten Kilometer ziehe ich das Tempo etwas an, um noch einen Workshop am Pre-Conference Day um 3 zu erreichen. Einige Minuten vor 3 biegen wir tatsächlich auf den Platz vor dem Wolf-Ferrari-Haus ein. Die Krönungswelle ist schon mit einem Pavillion präsent und Babs Henn gesellt sich zu uns. Angekommen !
[RainerA]
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.